Regensegeln im Wattenmeer

Seit Sonntag sind wir im ostfriesischen Wattenmeer unterwegs. Wir das ist eine neue Dimension für mich auf dieser Reise – die ersten 10 Tage war ich ja auf mich alleine gestellt. Immer wieder eine Herausforderung, denn oft müsste man an zwei Stellen gleichzeitig sein und selbst die schönsten Augenblicke kann man mit niemandem teilen. Das hat sein Samstag ein Ende und ich geniesse die Zeit gerade ganz besonders.

Sonntag Früh nach einem stärkenden Frühstück also Abreise – der am Vorabend ausgetüftelte Plan führt uns nach Norderney – zwei Inseln weiter. Mit Rückenwind und mitlaufender Strömung ein schneller und entspannter Tagestörn.

Doch wie so oft schon auf dieser Reise erstmal Überraschungen – beim Ablegen nieselt es schon – vor dem Hafen wird die Sicht noch etwas schlechter. Wir setzen trotzdem die Segel und schlagen einen Kurs Richtung offener See ein. Doch so einfach ist es nicht. Der Wind passt nicht zu 100% – die Strömung schiebt uns in andere Richtungen. Eine Wende vergeigt und schon kommt uns die nächste Fahrwasserbegrenzungs-Tonne gefährlich nahe. Puh gerade noch geschafft und bei schlechter Sicht hoffentlich auch niemand gesehen. Falsch gedacht – in dem Moment reckt eine Robbe den Kopf aus dem Wasser mit einem Blick, der einem ungläubigen Kopfschütteln gleich kommt – wer hat diese Anfänger in mein Revier gelassen…?

Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken – ruhig ziehen wir weiter unsere Bahnen und bald sind wir draussen im freien Seeraum. Mit flotter Fahrt geht es dahin – die Wellen rollen gemütlich von hinten an. Ab und an duscht uns ein Regenschauer – aber mit den richtigen Klamotten ist das ja kein Problem und die zwischenzeitlich zunehmenden Windböen und die flotte Rauschefahrt machen den Regen locker wett.

Mit der Zeit taucht auch Norderney aus dem Dunst auf und wir beratschlagen noch ein letztes Mal welche Route wir nehmen – die Abkürzung über ein vermeintlich unsicheres Flach oder den sicheren Weg aussen herum aber leider ein paar Meilen länger? Letztendlich entscheide ich mich für den längeren Weg – sicher ist sicher – alle anderen Begleiter wählen die Abkürzung. Spätestens das hätte mich stutzig machen sollen – aber zu spät.

Der Fehler wird erst klar, als wir nach weiteren 3 Meilen Rauschefahrt wenden und gegen den Wind das Vorsegel bergen – eine akrobatische Aktion der Sonderklasse. Anschließend im Dunst die Ansteuerungstonnen suchen – gar nicht so einfach, denn zwischenzeitlich wären wir um ein Haar auf eine Untiefe gelaufen. Dann geht es gegen Wind und Strömung und die mittlerweile hohen Wellen voll gegen an. Ein wahnsinniger Ritt – nichts bleibt an seinem Platz – sogar der Wasserkocher fliegt von einer Ecke in die andere obwohl er gut arretiert ist. Leiden muss insbesondere der gute alte Volvo-Diesel – damit wir überhaupt voran kommen hilft nur, dass ich mit dem Fuss den Gashebel bis zum Anschlag nach unten drücke.

Nach 2 Stunden wildem Wellenritt gelangen wir endlich in etwas ruhigeres Fahrwasser und auch die Strömung zieht uns mit, so dass wir doch recht zügig in den Hafen von Norderney einlaufen, einen Platz suchen und das Boot fest im Hafen liegt. Am Abend das verdiente Schnitzel und erfrischendes Bier…

Tags darauf das genaue Gegenteil. Eigentlich war geplant nach Helgoland zu segeln. Doch der Wind macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es geht also recht gemächlich über die leichten Wellen nach Langeoog – zwischendurch so wenig Wind und viel Regen, dass wir die Segel bergen und uns unter Deck zu einer Tasse Kaffee zurückziehen. Die Inseldurchfahrt dann noch etwas spannend wegen den Strömungen. Aber wir kommen recht entspannt und ohne weitere Aufregung zeitig ans Ziel. Netterweise überlässt uns ein anderer Hafengast, der früh abreisen möchte seine Chipkarte, damit wir Dusche und Toilette nutzen können.

Einzig das Essen macht uns einen Strich durch die Rechnung – die ganze Fahrt über haben wir uns schon auf die Teestube – laut Handbuch ein uriges kleines Lokal – gefreut – leider aber a uf unbestimmte Zeit geschlossen und das andere Restaurant hat Montag Ruhetag – na super! Da gibts halt noch einen Spaziergang in den nahegelegenen Ort und dann eine leckere Pizza.

Anbei ein paar Bilder der regnerischen Wattstimmung…