Dänemark ist erreicht!

Nach dem Ruhetag auf Sylt habe ich mich Samstag Morgen für die Weiterreise entschieden. Das Wetter hat Wind 5 bis Böen 6 vorausgesagt aber aus der passenden Richtung und Sonne. Ziel ist Rømø in Dänemark – die erste kleine Insel nach der dänischen Grenze.

Laut meinen Planungen wollte ich um 6 Uhr los – das hat auch gut geklappt – 6:17 bin ich ausgelaufen. Ein wunderschöner Sonnenaufgang und bin mit voller Geschwindigkeit das Vortrapptief Richtung Süden gelaufen. An sich gibt es eine Abkürzung aber die konnte ich wegen dem Wind genau gegenan nicht nehmen, so habe ich den Umweg geradeaus weiter in Kauf genommen – immerhin gut 8 Meilen länger und vielleicht auch gut so, denn hier haben mich die Wellen schon ganz schön gebeutelt auf den flachen Stellen – da zeigte der Wind seine ganze Kraft.

Nachdem ich aus diesem Schlamassel draußen war, ging es mehr oder weniger auf Nordkurs -erstmal noch vorbei an allen Sandbänken vor der Südspitze Sylts und dann die Küste entlang Richtung Norden – eine Strecke von etwas über 20 Meilen und man hat immer das Land in Sicht. Des öfteren verschwand es aber auch, denn hier hatten sich schon ganz schön heftige Wellen aufgebaut, die mich bei dem starken Wind ganz schön durchnässt haben. Immerhin war es das erste Mal, dass einzelne brechende Wellenkämme ins Cockpit geschlagen sind – die Luken waren dicht, so ist alles wieder abgeflossen aber trotzdem ein etwas mulmiges Gefühl.

Die Steigerung kommt aber erst als ich in das Lister Tief einlaufe – hier wird das ganze noch eine Spur heftiger – zumal ich für einen kurzen Teil der Strecke auch nochmal auf Kurs am Wind gehen muss. Die Fahrwasser hier über die Flachs sind oft im Zickzack-Kurs mit Bojen gesteckt und man sollte ihnen auch möglichst gut folgen, denn anderswo ist es deutlich flacher oder manchmal unpassierbar. Die Abkürzung über das Lister Landtief – nochmals eine Einsparung von ca. 6 Meilen habe ich ebenfalls ausgelassen, da ich befürchtet habe, die Wellen würden näher an Land noch mehr brechen. Aber einem netten Segler am Steg mit Erfahrung wäre das wohl der einfachere Weg gewesen – nunja man kann nicht alles haben und manchmal sind die konservativen Entscheidungen auch die besseren oder zumindest die sicheren.

Auf jeden Fall lag ich gut im Zeitplan und hatte planmässig die Strömung mitlaufen und der Geschwindigkeitsrekord von 10 Knoten auf dem GPS wurde zum ersten Mal geknackt – zu verdanken sicher auch dem Wind, der laut Windfinder-Report teilweise Böen bis weit über Windstärke 7 hatte obwohl nur 5-6 vorhergesagt war.

Dass hier mehr Kräfte als vorhergesagt am Werk sind habe ich auch ohne Elektronik gespürt – in einer Böe wird mir die festgezurrte Genua von Bord geweht, die dann für eine gute halbe Stunde im Wasser hinter mir hergezogen wird. Außerdem droht das Boot in den Wellen und Böen immer wieder aus dem Kurs zu laufen und ich muss immense Kraft aufbringen um Jane auf Kurs zu halten – die Pinne aus der Hand geben geht nur noch beigedreht.

Total durchnässt und ziemlich fertig komme ich dann um 16:30 nach gut 10 Stunden ohne Pause an der Pinne in Rømø an – berge kurz vor dem Hafen der Fähre ausweichend die Segel und werde am Steg von einem netten deutschen Segler und dem sehr freundlichen Hafenmeister empfangen. Erstmal das Chaos im Boot aufräumen – nichts war mehr an seinem Platz – sogar die Inhalte der Küchenregale waren auf dem Boden verteilt und der Wasserkocher lag in der anderen Ecke. Dann gabs ein Anlegerbier vom Nachbarboot und ein wenig Plauderei über das Nordsee-Segeln sowie die weiteren Pläne – ein sehr angenehmer Austausch.

Der Hafen ist ebenfalls Stützpunkt für Windpark-Flotten und einigen Fischern – die Freizeit-Schifffahrt wird hier langsam verdrängt – der Segelclub hat fast nur Motorboot-Fahrer und sonst haben sich hier eher Luxus-Ferienhäuser und Resorts mit Golfplatz angesiedelt. Viele Urlauber kommen mit der Fähre von Sylt herüber und kaufen dann in den eigens dafür eingerichteten Sport-Outlets neben dem Hafen ein.

Abends dann mit dem kostenlosen Leihfahrrad des Yachtclubs hier dänisches Geld holen und ein paar Besorgungen im Supermarkt kaufen – eine Makrele mit frischen Brötchen zum Abendessen und um 21.30 bin ich todmüde ins Bett um Kräfte für die nächste Etappe zu tanken.